Heute besuchte das Oberhaupt der katholischen Kirche die Insel Lampedusa und gedachte den 25.000 Flüchtlingen, die in den Fluten des Mittelmeers ertrunken sind. Auch wenn ich Atheist bin und der katholischen Kirche kritisch gegenüberstehe, begrüße ich diese Geste der Solidarität.
In Berlin Marzahn Hellersdorf, wo ich derzeit wohne, wird eine Unterkunft für Flüchtlinge errichtet. Meine Partei und ich begrüßen diese Hilfe sehr. Leider gibt es im Bezirk auch Menschen aus dem rechten Spektrum, die gegen eine solche Einrichtung Stimmung machen. Dagegen wehren wir uns mit allen demokratischen Mitteln. Denn wir brauchen eine Kultur des Willkommen heißen und eine Politik der Inklusion* statt Integration.
Seit dem Bürgerkrieg in Syrien verfolge ich die Situation von Flüchtlingen häufiger als zuvor. Dies mag mit dem Fakt zusammenhängen, dass meine Frau aus Syrien stammt und ein Teil ihrer Familie noch dort ist. Die Flüchtlinge aus dem vom Bürgerkrieg gebeuteltem Land sind jedoch nicht die einzigen, die unter ihrer Situation leiden.
Vor kurzem haben die Vereinten Nationen die
neuesten Flüchtlingszahlen veröffentlicht. Demnach waren bis Ende 2012 45,2
Millionen Menschen auf der Flucht. Unter den fünf größten Herkunftsländern
befinden sich 2,6 Millionen Afghanen, 1,1 Millionen Iraker, 700.000 Somalier,
700.000 Syrer (aktuell auf 1,7 Millionen gestiegen, Stand: Juni 2013) und
500.000 Sudanesen. Die Gründe der Flucht sind verschieden.
Die Flüchtlinge werden in ihrer Heimat
aufgrund ihrer Ethnie, Religion,
Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, politischen Überzeugung oder
sexuellen Identität verfolgt. Darüber hinaus flüchten Menschen aus ihrer Region
wegen Kriegen, Klimakatastrophen oder Chancenlosigkeit. Doch was bedeutet dies genau?
Hinter jedem Flüchtling verbirgt sich eine traurige Geschichte, geprägt von
Leid und Not.
Drei Beispiele:
Die meisten Flüchtlinge fliehen vor
kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Folgen des somalischen Bürgerkriegs in
den 90er Jahren sind noch heute zu spüren. Somalia gilt als fehlgeschlagener
Staat. Alleine zwischen 2010 und 2012 verhungerten 250.000 Menschen. Dieses
Elend und Angst vor dem Tod treibt die Somalier in die Flucht.
Nach dem Krieg der USA gegen den Irak versank
das Land im Chaos. Bis heute gibt es dort täglich terroristische Anschläge und
Kämpfe zwischen den verfeindeten religiösen Gruppen. Seit 2003 haben daraufhin
viele Iraker ihr Land verlassen, die Mehrheit von ihnen sind Christen.
In Syrien tobt seit zwei Jahren ein blutiger
Bürgerkrieg mit mehr als 100.000 Toten. Viele, die zu uns kommen, haben alles
verloren, auch Familienangehörige. Besonders schlimm trifft es die Kinder; in
den Flüchtlingslagern der angrenzenden Staaten sind 75% der Flüchtlinge Frauen
und Kinder.
Die Menschen, die aus diesen Krisenregionen
unserer Erde kommen, flüchten aufgrund von Lebensgefahr für sich und ihrer
Angehörigen. Sie haben keine andere Wahl als Schutz in einem anderen Land zu
suchen. Es ist kein einfacher Weg in die Europäische Union. Viele sterben beim
Versuch nach Europa zu kommen. Haben sie einmal den schwierigen Weg zu uns
gefunden, haben sie oft nur noch die Kleidung bei sich, die sie tragen. Diese
Menschen haben Fürchterliches erlebt und sind meistens traumatisiert. Darum
brauchen sie unsere Hilfe, denn sie sind Menschen wie du und ich.
Auch wir Europäer waren einst in großer Not.
Viele mussten den Kontinent während und nach dem ersten und zweiten Weltkrieg
verlassen und haben Schutz in anderen Staaten gesucht. Einst suchten viele
Schutz in Syrien, heute brauchen sie und andere unseren Schutz.